Geschlechtergerecht
Im Englischen gar kein Thema, im Deutschen bisweilen ein großes Problem: Es fällt schwer, männliche und weibliche Formen gut lesbar zu schreiben, ohne sie beide explizit zu nennen. Das wäre zwar korrekt, ist aber nicht immer übersichtlich und lesefreundlich. Dieser beispielhafter Satz verdeutlicht das:
„Wenn man/frau mit seiner/ihrer Partner/in zusammenleben will, so wird er/sie zu ihr/ihm in ihre/seine oder sie/er in seine/ihre Wohnung ziehen“.
Dr. Jürg Willi, Schweizer Paartherapeut
(zitiert in: Manfred Lütz; GOTT – Eine kleine Geschichte des Größten, München 2007)
Aktuell findet man häufig bei Substantiven die Form mit Gender-Stern, wie bei „Chef*in“. Auch bekannt sind das von der TAZ etablierte Binnen-I, wie bei „StudentIn“, und diverse Formen mit Schrägstrich, etwa bei „Angestellte/r“. Doch mit allen diesen Schreibweisen lassen sich die grammatischen Hürden nicht umschiffen, die auftreten, wenn auf das so erweiterte Wort Bezug genommen wird; z.B. bei der Verwendung von Personal- oder Possessivpronomen.
Auch die Neutralisierung hilft nicht immer:
- Das Ausweichen auf ein geschlechtsneutrales Partizip verfälscht u.U. die Aussage. So trifft „Studierende“ nicht genau den Inhalt dessen, was man üblicherweise mit „Studenten und Studentinnen“ ausdrücken will; denn „Studierende“ sind diejenigen, die tatsächlich studieren, während „Studenten und Studentinnen“ auch diejenigen bezeichnet, die sich zum Studium eingeschrieben haben, das Studium aber pausieren. Hier kollidiert eine Tätigkeitsbeschreibung mit einer Statusbezeichnung.
- Eine Abstraktion, als weitere Möglichkeit zur Vermeidung geschlechterspezifischer Formen, ist von Fall zu Fall denkbar (z.B. „Lehrkörper“ statt „Lehrer und Lehrerinnen“). Nicht immer ist diese Form der Entpersonalisierung jedoch gewollt.
Eine abschließende Empfehlung, wie man geschlechtergerecht und damit nicht diskriminierend schreibt, kann nicht gegeben werden. Letztendlich hängt die gewählte Form auch davon ab, wie flüssig man einen Text lesen können soll.
Immer mehr Unternehmen und Institutionen stellen dazu Leitlinien zur Verfügung, um ohne Diskriminierung zu publizieren.
Nicht immer sieht man alle Fehler in selbst geschriebenen Texten. Auf diesem Auge ist man blind!